ZEIT ONLINE

2022-08-19 21:30:48 By : Mr. Andy Yang

bald ist Wochenende, genießen Sie das Wetter! Oder lieber doch nicht? Heiße Temperaturen zu feiern ist ja etwas heikel geworden. Ähnlich wie Fleisch essen, hat man das sehr lange einfach so gemacht – und viele tun es noch, fühlen sich aber schlecht dabei. Denn wir wissen jetzt, woher es kommt, wir wissen, was es anrichtet. 

Trotzdem beziehungsweise gerade deswegen hat Redakteurin Elisabeth Raether in der neuen Ausgabe der ZEIT eine Verteidigung geschrieben. "Hitze kann großartig sein", schreibt Elisabeth. "Sie heißt dann nicht Hitze, sondern Sommer, und das ist die schönste Jahreszeit." Bevor sich jemand aufregt, nein, die Redakteurin stellt keinesfalls infrage, dass die Hitze beweist, dass die Weltgemeinschaft bislang zu wenig gegen die Klimaerwärmung unternommen hat. Sie sagt auch nicht, dass sich nicht jeder damit beschäftigen sollte. Sie kritisiert vielmehr die Art und Weise, wie sich einige Menschen und Medien auf ein ganzjähriges und weltweites Problem wie die Klimakatastrophe vor allem im Sommer konzentrieren oder sogar mit Weltuntergangsszenarien ihre Einstellung legitimieren, dass jetzt eh alles egal ist. 

Sie könnten den Text am Wochenende lesen, zum Beispiel im Schwimmbad. Wer weiß, wie lange das noch geht. Wegen der Gaskrise werden deutschlandweit viele Hallenbäder schließen. Auch das Badlantic in Ahrensburg, damit beschäftigen wir uns im Thema des Tages.

Oder Sie nehmen den Text von Elisabeth Raether mit auf den Jakobsweg. Der liegt gleich hier um die Ecke. Anfang Juli bin ich in fünf Tagen von Lübeck bis Hamburg gelaufen, mehr auch dazu weiter unten. Es war übrigens jeden Tag eher kühl, manchmal hat’s geregnet. So ähnlich ist das Wetter für Samstag angesagt: Genießen Sie es.

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Ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat drei Substanzen identifiziert, die vielversprechende Kandidaten für die Entwicklung von Medikamenten gegen das Coronavirus sind. Alle drei werden bereits als Wirkstoffe in bestehenden Medikamenten eingesetzt. Das Team um Christian Betzel von der Universität Hamburg und Alke Meents vom Desy hat 500 Substanzen daraufhin getestet, ob sie an die papain-like-protease (PLP) des Coronavirus binden, die eines der Hauptziele für ein antivirales Medikament ist. Die PLP ist ein zentrales Enzym bei der Virusvermehrung. Wenn das Coronavirus eine Zelle kapert, zwingt es diese, Bausteine für neue Viruspartikel zu produzieren: Vereinfacht gesagt wirkt PLP dann wie eine molekulare Schere, die diese Kette in einzelne Stücke schneidet. So können keine neuen Viruspartikel entstehen.

Laut Statistikamt Nord decken 42 Prozent der Haushalte in Hamburg ihren Wärmebedarf über Gas ab. Damit liegt die Stadt etwas unter dem Bundesdurchschnitt. Auch der Fernwärmepreis ist jedoch zumeist an die Entwicklung des Gaspreises gekoppelt, und 40 Prozent aller Wohnungen werden mit Fernwärme beheizt. "Hier schlägt die Erhöhung wegen der Preisgleitklauseln auf die Fernwärmeabrechnungen durch", warnt Rolf Bosse, Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg.  Den überwiegenden Teil der Hamburgerinnen und Hamburger werden die explosiven Preissteigerungen also betreffen. Und sie werden besorgniserregend sein, prophezeit Bosse. "Wir müssen mit einer Verdreifachung der Gaspreise gegenüber 2021 rechnen, und dann kommt noch die Gasumlage dazu." Wer sich nicht in der Lage sehe, Rücklagen zu bilden, so Bosse, dürfe nicht fürchten, seine Wohnung zu verlieren. Auch Mieter, die bisher keine Sozialleistungen bezogen hätten, könnten einen entsprechenden Antrag beim Jobcenter oder dem Grundsicherungsamt stellen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird heute im Untersuchungsausschuss der Bürgerschaft zur Cum-Ex-Affäre vernommen • Der geplante Elbtower am Rand der HafenCity gehört künftig zu einem Viertel einem großen Immobilienfonds des Commerzbank-Vermögensverwalters Commerz Real • Die Initiative zur Aufarbeitung der kolonialen Geschichte startet einen Wettbewerb zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Hamburger Bismarck-Denkmal. Die Jury will Anfang 2023 über den Siegerentwurf entscheiden • 60.000 Besucher werden an diesem Wochenende beim Musikfestival MS Dockville in Wilhelmsburg erwartet # Bei den Cruise Days rechnet man mit bis zu 120.000 Besuchern, das Kreuzfahrt-Event findet dieses Jahr ohne Parade statt • 

Durch die Gasumlage wird ab Oktober jede Kilowattstunde Gas um 2,4 Cent teurer. Und Schwimmbäder brauchen viel Gas. Überall in Deutschland werden nun Bäder schließen, die Hallen trifft es zuerst: Nürnberg macht über den Sommer drei von vier Hallenbädern zu. In Baden-Württemberg droht 45 Bädern eine Pause. Auch Dresden, Köln, Halle an der Saale, Uelzen stehen auf der Liste. Im Hamburger Umland das Badlantic in Ahrensburg. Charlotte Parnack, die das Wirtschaftsressort der ZEIT leitet, war dort:

"3,5 Millionen Liter", sagt Bademeister Kay Peter Thiede. Die Wasseroberfläche, die jetzt vor ihm liegt, ist spiegelglatt. Es ist ja nicht so, dass das Badlantic nur eine Außenanlage hätte. Es gibt hier zwei Welten: die laute, draußen. Und die leise Welt, drinnen. Derzeit geschlossen. Thiede führt durch die Stille: Sportbecken, Warmwasserbassin, Lehrschwimmhalle, Kinderparadies, Wellenbad. Zusammen 3,5 Millionen Liter. Um die einzulassen, muss es aus dem Hydranten vier Tage lang sprudeln. Und dann kommt noch das Freibad dazu, "weitere 1,2 Millionen Liter", sagt Thiede. Und die Sauna. Das alles zu beheizen braucht im Jahr sechs Millionen Kilowattstunden Gas. Dazu kommt ein Strombedarf von 1,7 Millionen Kilowattstunden. So viel Gas verbrauchen im Durchschnitt etwa 340 Vier-Personen-Haushalte zusammen; der Strombedarf des Badlantic summiert sich auf den von 425 Haushalten. Thiede tippt ins Wasser: kühl. Im Kinderbecken stehen die Figuren von Käpt’n Blaubär und Hein Blöd im Trockenen.

Eineinhalb Monate ist es her, dass die Stadtwerke Ahrensburg beschlossen haben, über den Sommer nur noch das Freibad zu öffnen. "Wir rechnen mit Einsparungen von etwa 200.000 Kilowattstunden Gas pro Monat", sagt Julia Schäper, die Geschäftsführerin der Stadtwerke. Sie sitzt im Bistro des Badlantic und blickt in die leere Halle. Altmodische Mosaikkacheln, Holzvertäfelung. Ein Banner der Sparkasse Holstein: Moin Ahrensburger. "Wir haben einen hohen Investitionsstau", sagt Schäper. Mehr als 50 Prozent der Kosten des Badlantic müssten durch die Kommune ausgeglichen werden. Das sei nicht ungewöhnlich viel. "Ich kenne keinen Bäderbetrieb, der nicht defizitär ist", sagt Schäper. Ein Schwimmbad lohnt sich nicht.

Nur, was heißt das schon – sich lohnen? Das Schwimmbad nicht zu betreiben habe auch einen Preis, schreibt Charlotte Parnack, unter anderem für die Sicherheit der Kleinsten in unserer Gesellschaft. Lesen Sie hier ihren vollständigen Artikel. (Z+)

"Es fühlt sich an, als würde der Jakobsweg alle Maßeinheiten neu kalibrieren. Der Alltag ist sehr schnell sehr fern."

Viola Diem, Redakteurin ZEIT:Hamburg

Für den Jakobsweg muss man kein Hape-Kerkeling-Fan sein und nicht quer durch Europa fahren. Auch Deutschland ist mit Pilgerwegen überzogen. Die Via Baltica reicht von Usedom bis nach Osnabrück und verästelt sich dort weiter. Ohne es zu wissen, war Redakteurin Viola Diem jahrelang beinahe täglich ein paar Meter auf diesem Weg unterwegs gewesen, nämlich in der Hamburger Innenstadt, vorbei an der St.-Jacobi-Kirche zum Zeitverlag. Wen trifft man wohl auf diesen Wegen im Norden? Was treibt die Menschen an? Und ziehen einige wirklich durch, von der Ostsee bis nach Santiago de Compostela in Galicien? Um es herauszufinden, lief Viola Diem fünf Tage lang von Lübeck bis Hamburg. Einiges war doch anders, als sie es vom Jakobsweg in Portugal und Spanien kannte, doch auch hier waren vier Kilometer plötzlich eine kleine Weltreise. Sie schreibt: "Es fühlt sich an, als würde der Jakobsweg alle Maßeinheiten neu kalibrieren. Der Alltag ist sehr schnell sehr fern."

Wo genau ihre Strecke verlief, wo sie unterkam und welchen Vorurteilen über das Pilgern der Weg trotzte, hat Viola Diem für die vorige Hamburg-Ausgabe aufgeschrieben. Sie können die Reportage hier online lesen. (Z+)

Der Apostroph muss natürlich sein – gastronomischer Genitiv. Aber neugierig macht es schon, wenn ein bekannter Mann aus der Branche ein Lokal nach sich selbst benennt. Tim Lang, der Mitgründer der Küchenfreunde und des Botanic District in Eppendorf, hat an die Elbe expandiert und erstmals ein großes Restaurant bezogen, das frühere La Vela am Fischmarkt. Der Chef kellnert mit und erklärt auch gern, was hier anders ist als in den Nachbarschaftslokalen, mit denen er begonnen hat: "Hier verkaufen sich auch Austern." Das mag am Wasser liegen, das man auf der Terrasse plätschern hört.

Das Tim’s möchte für gutes Essen bekannt werden und nicht nur für die gute Aussicht. Was Leo Witzke, der Küchenchef, auf die Karte setzt, erinnert von ferne an das Erfolgsrezept des unverwüstlichen Landhaus Scherrer: Nouvelle Cuisine mit nordischem Einschlag, auch preislich etwas gehoben. Sehr gelungen der leicht scharfe Wassermelonengazpacho mit einer knusprig-zarten Garnelenpraline in Engelshaar – gar nicht einfach, das alles so zu temperieren, dass es heiß-kalt von der Küche zum Gast findet. Grundsolide, wenn auch etwas überladen der gebratene Pulpo auf einem Oliven-Kartoffelstampf mit marinierter Paprika und Staudenselleriesalat, der kaum mehr Platz fand auf dem Teller. 

Noch spürt man, dass die Eröffnung keine sechs Wochen zurückliegt – etwa am Service, der mitunter konfus wirkt. Doch dann kommt der Patron mit seinem sonnigen Wesen und der Belper Knolle, die er wie eine Trüffel würdevoll über das Kalbstatar hobelt. Das Tim’s, so klingt es, wird wohl kein Stammlokal für Puristen. Für viele andere schon. 

Tim’s, Große Elbstraße 27, Altona. 040/31171007,  

DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN

"Bildung für alle!" ist ein Förderverein der Hamburger Volkshochschule, der es Menschen mit wenig Geld ermöglicht, an VHS-Bildung teilzunehmen. Der Verein veranstaltet ein Benefizkonzert, es gibt ein abwechslungsreiches musikalisches Programm.

"Draußen vor der VHS", Open-Air-Konzert, Eintritt frei, Spenden erbeten; 20.8., 16 – 18 Uhr; Waitzstr. 31 (VHS Zentrum West); Näheres erfahren Sie hier.

Wir wollen abends auswärts essen. Ich reserviere einen Tisch für vier Personen und frage, ob ich auch einen Hund mitbringen dürfte. Ich darf und informiere meine Tochter, dass ihr "wohlerzogener" Hund gern gesehen ist. Sie antwortet umgehend: "Also, wo bekomme ich DEN denn auf die Schnelle her?"

Gehört von Barbara Gehrung 

DIE HEUTIGE AUSGABE ZUM VERTIEFTEN LESEN 

Heikel Sonnenschein(Z+)– Der Sommer ist in Verruf geraten. Aber man kann sich ernste Gedanken zum Klima machen – und sich dennoch an 33 Grad heißen Tagen erfreuen 

Bloß nicht untergehen (Z+) – In der Gaskrise droht vielen Schwimmbädern die Schließung. Ist ja klar: Sie zu betreiben kostet enorme Mengen Energie. Aber der Preis dafür, es nicht zu tun, ist auch hoch. 

Ich bin dann mal hier (Z+) – Der Jakobsweg verläuft nicht nur durch Frankreich und Spanien, sondern auch von der Ostsee nach Hamburg. Wie ist es, dort zu pilgern? Viola Diem hat es ausprobiert. 

"...Heiße Temperaturen zu feiern ist ja etwas heikel geworden..."

Hä? Was soll das denn bitte? Wird jetzt die Verhaltensvorgabe und -kontrolle auch auf Freude über einen sonnigen Tag ausgeweitet? So liest es sich jedenfalls.

Nichts gegen Aufwecken eines gewissen (Umwelt-)Bewusstseins. Aber:

Wenn weiterhin mit Woke und Gendern bis zum Erbrechen und "so-musst-du-denken" und "das-musst-du-tun" auf die Bevölkerung eingedroschen wird, dann werden nicht nur die, die schon immer jemanden brauchten um zu wissen was sie denken sollen (die Zielgruppe sog. "Alternativen"...), einknicken sondern es wird ein Volk von Meinungskastrierten.

Taliban II gewissermassen und nein, für den Vergleich schäme ich mich nicht. Lasst den Leuten ihre Lebensfreude!

Ich finde die Parallele zum Fleischkonsum auch albern:

Für warmes Wetter ist es nicht ursächlich, dass wir uns darüber freuen. Unsere Freude schadet nicht.

Das ist anders als beim Konsum von Tierprodukten (damit schafft man - sei es als Käufer oder als Gast - Anreize, mehr Tierhaltung zu betreiben) oder bei tatsächlich klimaschädlichem Verhalten.

Wer sich über den warmen Sommer persönlich freut und seinen Urlaub in der heimischen Hitze verbingt, richtet jedenfalls weniger Schaden an als jemand, der den Sommer verflucht und sich ihm durch eine Fernreise entzieht.

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