Erkältung: Haus- und Heilmittel​ zum Gesundwerden

2022-09-02 21:26:51 By : Mr. Peter Du

Bremen Die kalte Jahreszeit ist die Zeit der Schniefnasen und Husterei. Immerhin: Wer sich nicht erkälten will, kann vorbeugen. Und wenn man sich doch ansteckt? Dann helfen Ruhe und kalte Ananaswürfel.

Meist beginnt es mit Nasenkribbeln oder Halskratzen, es folgen Schnupfen, Husten und Heiserkeit. Eine Erkältung ist nervig.

Die gute Nachricht: Eine Erkältung ist meistens harmlos.

Ist es eine Erkältung, Grippe - oder gar Corona? In Zeiten der Pandemie stellt sich diese Frage meist sofort, wenn die Nase läuft oder der Hals schmerzt. Denn:

Tipp: Daher ist es ratsam, sich immer erstmal möglichst von anderen Menschen zu isolieren und mit einem Corona-Test auf Nummer sicher zu gehen. Das beruhigt einen auch selbst.

Typisch für eine Erkältung sind vor allem diese Symptome:

Meist beginnt eine Erkältung schleichend und deutet sich mit Nasenkribbeln, Halskratzen oder Heiserkeit an. Wo Sie im Körper die Symptome zuerst merken, hat damit zu tun, wo die Viren anlanden.

Befinden sie sich an der Nasenschleimhaut, kribbelt es dort. Weil der Körper dann versucht, Schleim zu produzieren, um die Viren wegzuspülen. Sind die Viren eher am Kehlkopf, wird man heiser.

„In dem Moment, wo die Erreger mehr in den Körper eindringen, kommt es zu einer übergreifenden Abwehrreaktion“, sagt Hausarzt Mühlenfeld.

Das äußert sich oft in einem Abgeschlagenheitsgefühl, das einen Zweck erfüllt: Der Körper will sich selbst zur Ruhe führen, damit sich unsere Immunabwehr um die Viren kümmern kann.

Sie können sich da an der 3x3-Tagesregel orientieren: Drei Tage kommen, drei Tagen stehen, drei Tagen gehen - so lautet eine alte Faustregel zu Erkältungen.

Ab dem Zeitpunkt, an dem sich die ersten Vorboten einer Erkältung zeigen, dauere es meistens schon sieben bis zehn Tage, ehe man sich wieder richtig gesund fühlt, sagt Mühlenfeld.

Der schleichende Beginn ist etwas, was die Erkältung von einer Grippe (Influenza) unterscheidet. Denn bei einer Influenza ist laut Robert Koch-Institut (RKI)

Jedoch ist das nicht in Stein gemeißelt. Manchmal verläuft auch die Grippe mild und ist dann von einer Erkältung kaum zu unterscheiden.

Thomas Fischbach kann das erklären. Der Kinder- und Jugendarzt in Solingen sagt: „Jedes Kind kommt mit durchaus funktionstüchtigen Immunsystem auf die Welt, wenn es gesund ist.“ Woran es Kindern aber fehle, sei eine spezifische Immunität gegen bestimmte Erreger.

Gegen viele Erreger schwerer Krankheiten - wie Masern, Polio und Tetanus - empfehlen Experten eine Impfung: „Aber die zahlreichen Rhino- und Adenoviren, die Erkältungen auslösen, überlassen wir der natürlichen Durchseuchung, weil schwere Verläufe äußerst selten sind“, erklärt Fischbach, der auch der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte ist.

Das Immunsystem der Kinder kommt also oft mit Erregern in Kontakt, die es noch nicht kennt, und muss sich dann mit ihnen auseinandersetzen.

Manchmal geht das Schlag auf Schlag: Der Körper ist noch von einem viralen Infekt geschwächt - schon kommen die nächsten Erreger. Das erleben gerade Eltern von Kindergartenkindern oft: Im Winter hat ihr Nachwuchs manchmal gefühlt wochenlang eine laufende Nase.

Viren lauern in der Luft und an den Türen: Ausgelöst wird der Infekt durch Erkältungsviren. Mehr als 200 Arten sind bekannt. Sie schweben in der Luft - zum Beispiel, nachdem jemand gehustet oder geniest hat. Oder sie haften an Händen und Türklinken.

Die Hygiene-Tipps, die wir durch die Corona-Pandemie verinnerlicht haben, beugen auch einer Ansteckung mit Erkältungsviren vor. Besonders in den Herbst- und Wintermonaten lohnt es diese zu beherzigen, denn dann sind meist vermehrt Viren im Umlauf - also:

Tipp: Sind die Hände nicht stark verschmutzt, können Sie diese auch desinfizieren statt sie zu waschen - das ist besser für die Hautbarriere und senkt das Risiko für Handekzeme, erklärt die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG).

Noch ein Pflegetipp: Die Hände nach Waschen oder Desinfizieren häufiger mal eincremen.

Ein gesunder Lebensstil bringt eine Menge: Doch was hilft - Vitaminpräparate oder das Abhärten mit kalten Duschen - um unser Immunsystem so stärken, dass es weniger anfällig für Erkältungen ist?

1. Täglich eine kalte Duschen - das kann sicher nicht schaden. In einer niederländischen Studie aus dem Jahr 2016 hat sich dies positiv auf das subjektive Gesundheitsgefühl der Probandinnen und Probanden ausgewirkt. Allerdings: messbare Effekte - etwa weniger Krankentage - verzeichneten die Wissenschaftler nicht.

2. Den Körper heißen und kalten Temperaturen aussetzen - dazu rät Professor Andreas Michalsen. Der auf Naturheilkunde spezialisierte Mediziner erklärt: „Kalt-Warm-Duschen, Sauna oder Kneipp-Anwendungen wie das Wassertreten würde ich allen Menschen empfehlen.“ Solche Kalt- und Warmreize seien ein Stressor für den Körper - wie Sport etwa auch. Das heißt, der Körper wird trainiert und passt sich an.

Denn: Wer übertrieben gesagt immer nur mit Wärmflasche bei 22 Grad im Zimmer sitzt, dessen Körper kann etwa bei Schmuddelwetter Probleme mit der Anpassung haben - und wird damit anfälliger für Erreger, so Michalsen. „Deshalb ist es ratsam, nicht immer in der Temperaturkomfortzone zu bleiben.“

3. Vitamin C in rauen Mengen gilt als Wundermittel gegen Erkältungen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) können Sie sich jedoch zumindest spezielle Präparate mit hohen Dosierungen des Vitamins sparen - ein vorbeugender Effekt sei nicht nachgewiesen.

Was aus Sicht des Bremer Hausarztes Hans-Michael Mühlenfeld helfen diese Tipps auf jeden Fall vorbeugend gegen Erkältungen:

„Übermüdung ist erwiesenermaßen immunschwächend“, sagt Mühlenfeld.

Gegen die auslösenden Viren gibt es keine Medikamente. Aber die Symptome können Sie lindern. Hierfür gibt es viele Arzneimittel:

Abschwellende Nasentropfen gegen SchnupfenSchleimlöser bei Husten undSchmerzmittel mit Wirkstoffen wie Paracetamol, Acetylsalicylsäure (ASS) oder Ibuprofen, die nicht nur gegen Kopfweh, sondern auch gegen Fieber helfen.

Hausarzt Hans-Michael Mühlenfeld hat 3 weitere Ratschläge:

1. Bonbons lutschen: Das fördert die Speichelproduktion und hilft bei Halsschmerzen. Extra-Tipp: Ananas in kleine Würfel schneiden und sie einfrieren. Die Stücke kann man lutschen - sie kühlen, halten den Rachen feucht und stecken außerdem voller Vitamine.

2. Kochsalz: Empfohlen wird oft ein Anteil von 0,9 Prozent. Das heißt: 9 Gramm Kochsalz auf einem Liter heißem Wasser auflösen. Und dann ein Handtuch überwerfen und den Kopf über den Topf oder die Schüssel halten - dabei soll möglichst wenig Wasserdampf entweichen. Inhalationsgeräte sind bei kleinen Kindern in der Anwendung sicherer.

Extra-Tipp: Wenn die Nasenschleimhaut verdickt ist, rät Mühlenfeld anstelle von Kochsalz zur Zugabe von einigen Tropfen Chinaöl. Aber: Bei kleinen Kindern ist beim Einsatz ätherischer Öle fürs Inhalieren Vorsicht geboten - es kann zu Schleimhautreizungen oder Erbrechen kommen. Hier reicht im Zweifel pures Wasser.

3. Zink-Brausetabletten: Das sei etwas, dass viele Kolleginnen und Kollegen empfehlen, so Mühlenfeld. Die Tabletten kann man nehmen, wenn man das Gefühl hat: Es bahnt sich eine Erkältung an. „Patienten können damit nichts falsch machen und es hilft zumindest gefühlt“, erklärt der Hausarzt.

Die Verbraucherzentrale NRW schreibt mit Blick auf Zink aber: Es gebe keine gesicherten Belege dafür, dass das Spurenelement Erkältungen vorbeuge. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät, höchstens 6,5 Milligramm Zink pro Tag ergänzend aufzunehmen.

Rund um Erkältungen kennt jeder auch ein Hausmittel, was dafür sorgen soll, dass der Infekt schneller verschwindet. Doch halten sie, was sie versprechen?

1. Heilkräuter: Bestimmte Sorten hätten sich bei Erkältungen bewährt, sagt Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin. Schleimlösend wirke eine Mischung aus:

„Man kann sich Tees selber mischen oder in Apotheken fertige Teemischungen kaufen. Dort gibt es zahlreiche rezeptfreie gute Kombinationspräparate in denen die Pflanzenextrakte in Tablettenform vorliegen“, sagt der Mediziner.

2. Hühnerbrühe: Darauf schwören viele Menschen als Hausmittel. Auf das Huhn in der Suppe kann man gut verzichten - stattdessen lieber mehr Gemüse in den Topf hineingeben: „Sellerie und Lauch zum Beispiel haben viele scharfe sekundäre Pflanzenstoffe, die eine gewisse antivirale und antibakterielle Wirkung haben“, sagt Michalsen.

An der Charité hat Michalsen eine Stiftungsprofessur für Naturheilkunde. Schon lange forscht er in diesem Bereich und kennt unzählige Studien. Bislang sei es ihm nie gelungen, wissenschaftlich etwas zu finden, warum das Huhn einen positiven Effekt bringen soll.

„Im Huhn sind Proteine und Fette drin - beides für die Infektabwehr unbrauchbar. Antivirale oder antibakterielle Stoffe wie verschiedenes Gemüse sie enthält, bietet das Huhn nicht“, so Michalsen.

Also keine Hühnerbrühe mehr? So streng sieht es Michalsen auch wieder nicht. „Hühnerbrühe ist wie die meisten Suppen leicht verdaulich und macht ein gutes Bauchgefühl.“ Wer erkältet ist und sich deshalb eine kocht, sollte nur den Gemüseanteil ruhig etwas höher schrauben.

Noch ein Tipp: Die Suppe nicht zu heiß schlürfen. „Hitzestress ist nicht gut für die Schleimhäute“, so Michalsen. Am besten die Suppe angenehm warm genießen.

3. Erkältungsbad: Bei ersten Anzeichen einer Erkältung - etwa kalten Füßen oder einen kribbelnden Nase - könne das durchaus sinnvoll sein, berichtet die Apotheken Umschau.

Das warme Bad fördere die Durchblutung, entspanne die Muskeln und erhöhe etwas die Körpertemperatur. Das alles sorge dafür, dass man sich nach dem Bad eventuell besser fühle.

Tipp: So heiß Baden wie es noch angenehm ist, 10 bis 20 Minuten in der Wanne bleiben, dann warm einpacken und ausruhen. Wer will, nimmt Badezusätze mit ätherischen Ölen wie Latschenkiefer oder Thymian.

4. Wadenwickel: Bei grippalen Infekten könnten Wickel und Umschläge die Symptome lindern oder die medizinische Behandlung unterstützen. Das schreibt das Portal „Kindergesundheit-info.de“, das die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) betreibt.

Es wird aber auch gewarnt: Falsch angewendet können sie mehr schaden als nützen. Daher ein wichtiger Ratschlag: Kalte Wickel, die dem Körper Wärme entziehen und so etwa Fieber senken sollen, kommen nur an Körperstellen zum Einsatz, die warm sind. Friert man oder hat man Schüttelfrost, lässt man die Wickel lieber weg.

Geeignet für den Einsatz seien etwa Küchenhandtücher oder große Stofftaschentücher. Und so geht es:

5. Eukalyptusöl-Kapseln: Gerade bei Bronchitis helfe das gut, sagt Naturheilkunde-Experte Michalsen. Eukalyptus habe eine schleimfördernde Wirkung und helfe beim Abhusten. Außerdem sei es antibakteriell und antiviral - wobei diese Wirkung von der Konzentration abhängt, so der Fachmann.

Man solle sich keine Illusionen machen, so Michalsen: „Wenn ein Stoff antiviral oder antibakteriell ist, heißt das nicht, dass Viren und Bakterien tot umfallen. Aber sie mögen es nicht und so unterstützen die Stoffe das Immunsystem dabei, diese Erreger zu vertreiben.“

6. Zwiebel: Sie soll, klein geschnitten und in ein Tuchlein verpackt, gegen Ohrenschmerzen helfen. Oft treten solche Schmerzen als Begleiterscheinung eines Infekts auf - gerade bei Kindern.

Die Idee: Über das aufgelegte Zwiebelsäckchen gelangen die Senföle ins Ohr, die in der Zwiebel enthalten sind: „Die sind sehr bioaktiv. Bakterien und Viren mögen das nicht, wenn sie diesen Scharfstoffen auf der Schleimhaut begegnen“, sagt Michalsen. Aus seiner Sicht sei das Säckchen ein „tolles Hausmittel“. Der Nachteil sei nur, dass dann das ganze Zimmer nach Zwiebel stinke.

Zwiebelsirup beurteilt der Experte etwas skeptischer. Dieser soll gegen Husten und Halsschmerzen helfen. „Das Beste wäre, den Zwiebelsirup zu gurgeln, damit die Senföle länger auf der Schleimhaut im Rachenraum bleiben“, sagt er. Schlucken allein bringt eher wenig - doch manchen kostet es sicher Überwindung, mit Zwiebelsirup zu gurgeln. „Nicht das allergenialste Hausmittel“, so Michalsen.

7. Ingwer und Scharfes: Besser für Beschwerden in Hals und Rachen ist nach Auffassung von Michalsen Ingwertee. Die darin enthaltenen Gingerole sind Scharfstoffe, die gegen Viren und Bakterien wirken. Der Mediziner rät: Vor dem Herunterschlucken des Tees eine halbe Minute gurgeln und ihn durch die Zähne ziehen. Auch in Kombination mit Zitrone und Honig kann Ingwer wohltuende Effekte haben.

Zubereitungs-Tipps: Ingwer mit Schale in dünne Scheiben schneiden und mit kochendem Wasser übergießen. Ziehen lassen, bis das Getränk Trinktemperatur erreicht hat. Dann den Saft einer Zitrone und einen Löffel Honig hineinrühren.

Generell seien Scharfstoffe hilfreich bei Halsweh, sagt Naturheilkundler Michalsen. Sie betäubten und hätten antibakterielle und antivirale Wirkungen. Wer es fertigbringt, kann zum Beispiel einen Löffel klein gehackten Meerrettich mit Kapuzinerkresse essen. Es gebe aber auch entsprechende Fertigpräparate.

Fazit - der Mediziner ordnet ein: Wunder dürfe man von alldem nicht erwarten. „All diese Dinge lindern etwas die Beschwerden, sie sorgen aber nicht dafür, dass man sofort wieder fit ist.“

Es bleibe dabei: Wer wieder gesund werden will, muss sich schonen - und den Körper so gut es geht unterstützen. „Warme Gemüsesuppe tut gut, genauso wie warme Fußbäder.“

Das Allerwichtigste ist also, ausreichend zu trinken und seinem Körper Ruhe zu gönnen. Darum ist eine Sportpause unbedingt angebracht - auch wenn es vielen schwerfällt.

Wer sich nicht daran hält, riskiert, dass die Viren tiefer in den Körper gelangen. „Eine bekannte und gefährliche Komplikation davon ist eine Herzmuskelentzündung“, sagt Mühlenfeld.

In die Sauna gehen - immer wieder bekommen Erkältete diesen Rat. Generell zu empfehlen ist das nicht. So ist der Körper ohnehin schon geschwächt und die Hitze belastet den Kreislauf zusätzlich.

„Eine ankommende Erkältung auszuschwitzen, bevor sie wirklich ausbricht, funktioniert nur in Ausnahmefällen“, schreibt der Deutsche Wellness Verband. In der Realität passiert eher das Gegenteil: „Meist bricht die Krankheit beschleunigt aus.“

Was ebenfalls zu bedenken ist: Gerade in den ersten drei bis vier Tagen sind Erkältete besonders ansteckend, so Mühlenfeld. Das heißt: Womöglich bringt man die Viren mit in die Kabine und steckt andere Saunagäste an.

Unter anderem bei länger anhaltendem Fieber. Ein bis zwei Tage seien normal, aber bei vier bis fünf Tagen Fieber laufe etwas nicht gut, so Mühlenfeld. Auch Luftnot oder Schläfrigkeit sind Symptome, bei denen man sich unbedingt hausärztlichen Rat holen sollte. Ruhig erstmal telefonisch.

Der Hausarzt rät generell, auf die eigenen Erfahrungen mit Erkältungen zu vertrauen und diese als Anhaltspunkt zu nehmen: „In dem Moment, wo es nicht so verläuft, wie man das gewohnt ist, sollte man den Hausarzt konsultieren. Das ist die beste Zusammenfassung.“

Hier geht es zur Bilderstrecke: Erkältungssymptome pflanzlich lindern

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