D as Hitzeempfinden des Menschen hängt tatsächlich nicht unmittelbar mit der Temperatur zusammen, sondern ist von dem Wärme- oder dem Energiestrom abhängig, der in die Haut fließt. Dieser ist natürlich auch von der Umgebungstemperatur abhängig, doch die Wärmeleitfähigkeit spielt eine ganz entscheidende Rolle. Weil Wasser Wärme sehr viel besser transportieren kann als Luft, können Menschen – zumindest die meisten – 90 Grad in der Sauna gut ertragen, während 90 Grad heißes Wasser extrem schmerzhaft wäre.
Bei vielen Saunagängern sind die sogenannten Aufgüsse beliebt. Dabei wird Wasser – mit Duftstoffen versetzt – auf den heißen Sauna-Ofen gegossen. Es verdampft, erhöht die Luftfeuchtigkeit und damit die Wärmeleitfähigkeit der jetzt feuchten Luft. Während des Aufgusses empfinden die Saunagäste eine deutlich stärkere Hitze, obwohl die Temperatur durch das Einbringen des zunächst kalten Wassers eher ein wenig zurückgeht. Dies hat eben seinen Grund in der gesteigerten Wärmeleitfähigkeit sowie in der größeren Energiemenge, die von dem Wasser transportiert werden kann.
Das geflügelte Wort vom Sauna-Untensitzer belegt, dass sich die meisten darüber im Klaren sind – oder dies am eigenen Leib erfahren haben –, dass es auf den unteren Rängen kühler ist als oben. Dieser Effekt ist nun tatsächlich auf einen Temperaturunterschied zurückzuführen, denn die Wärmeleitfähigkeit der Luft ist ja oben wie unten die gleiche. Hinter dem Temperaturgefälle steckt ein simpler physikalischer Effekt: Warme Luft steigt nach oben, weil sie leichter ist.
Ausgerechnet bei Aufgüssen wird aber dieses Temperaturgefälle durcheinandergewirbelt – mit Handtüchern. Da gelangt dann „heiße“ Luft von oben auch nach unten, und je nach Wedeltechnik und den konkreten Strömungsverhältnissen kann es dann an manchen Orten im Saunaraum ganz besonders heiß werden.
Dass die feuchte Luft während eines Aufgusses als heißer empfunden wird, hat noch einen anderen physikalischen Grund. Durch Schwitzen wird der Körper gekühlt. Physiker nennen das Verdunstungskälte. In feuchter Luft wird das Verdunsten des Schweißes aber behindert.
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