Schmerzhafter Gang über glühende Kohle: Beim Firmenanlass in Wädenswil ist einiges schiefgelaufen, dass sich 25 Personen verletzten und 13 ins Spital mussten. Die Mutprobe geht in der Regel glimpflich aus.
Welche feurige Motivation: «Feuerlaufen entfacht das innere Feuer und mobilisiert ungeahnte Kräfte», schreibt eine Firma auf ihrer Homepage, die den Feuerlauf sowie das Mental- und Persönlichkeitstraining anbietet. «Da, wo ein klares Motiv auf Disziplin trifft, kann der Erfolg nicht weit sein». Feuerlaufen gelte zu Recht als Königsdisziplin des Mentaltrainings. «Mit dem Feuerlaufen setzen Sie einen starken und positiven Referenzpunkt für Ihr Leben.»
Solche Gedanken waren wohl auch leitend bei einem Firmenanlass in Wädenswil. Allerdings mit unerwünschten Folgen. Am Dienstagnachmittag ist es beim Gang über die glühende Kohle zu Unfällen gekommen. 25 Personen mussten verarztet werden, 13 wurden schwerer verletzt und wurden ins Spital gebracht. Gemäss dem Mediendienst «Klein Report» handelt es sich bei den Feuerläufern um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vermarkters Goldbach von der TX Group.
Goldbach betont in einer Stellungnahme, dass die Mitarbeiter am Anlass auf der Halbinsel Au freiwillig darüber entscheiden konnten, ob sie barfuss über glühende Holzkohlestücke laufen wollen.
Feuerlaufen muss nicht zwingend ins Spital führen. Warum das trotzdem geschehen kann, erklärt Elke Schmidt, Stellvertretende Chefärztin der Zentralen Notfallaufnahme am Kantonsspital St.Gallen: Ob wir uns verbrennen, hat mit der Art des Wärmeleiters zu tun, mit dem wir in Berührung kommen. Sitzen wir bei 90 Grad Celsius in der Sauna, halten wir das bestens aus. Halten wir aber die Hand in 90-grädiges Wasser, verbrennen wir uns. Das hat damit zu tun, dass Luft ein schlechter Wärmeleiter ist, während Wasser die Hitze schnell überträgt.
Feuerlaufen ist möglich, weil die Kohle ein schlechter Wärmeleiter ist und die darauf liegende Asche isoliert zusätzlich, erklärt die Notfallärztin.
Je schneller man also bei der Mutprobe über glühende Kohle läuft, desto weniger Hitze kann übertragen werden.
Kommt es doch zu einer Verbrennung, wird dabei das Gewebe beschädigt. Gleichzeitig überhitzt auch das umgebende Gewebe und kann ebenfalls Schaden nehmen. Bei der Verbrennung werden zudem weitere toxische, gewebeschädigende Stoffe im geschädigten Areal ausgeschüttet.
«Prinzipiell haben wir an der Fusssohle eine etwas dickere Haut sowie Hornhaut, bei der das Eindringen der Hitze etwas erschwert ist», sagt Schmidt. Allerdings nur an den Fussballen und der Ferse. Im mittleren Bereich des Fusses ist die Haut genauso verletzlich wie jene am Arm oder Bauch. Es lohnt sich also, nicht nur schnell über die Kohle zu laufen, sondern so gut wie möglich auf den Fersen und Fussballen.
Eigentlich sind wir aufgrund unseres Hautaufbaus alle gleich gut fürs Feuerlaufen geeignet. Individuelle Unterschiede gibt es aber bei der Schmerzempfindung.
Der Stellvertretenden Chefärztin in der Notfallaufnahme ist in ihrem Spital bisher kein Fall mit verbrannten Füssen von Feuerläufern bekannt. Diese Mutproben oder Selbsterfahrungslehrgänge gehen in der Regel harmlos aus. «Der Physiologie des Körpers bringt das keinen Vorteil, der Psychologie vielleicht schon», sagt Schmidt. Überwindung von Angst, ein Wagnis einzugehen, die Erleichterung, wenn man es trotz heisser Füsse geschafft hat und beim Eintauchen dieser ins kalte Nass entspannt ins Weite schaut.
Elke Schmidt würde selbst nicht über Kohlen laufen. «Wenn man weiss, was passieren kann, ist man generell etwas vorsichtiger. Aber man kann die Kohlenläufer trotzdem für ihren Mut bewundern. Es kann ja tatsächlich auch glimpflich ausgehen, wenn man die Kontaktzeit kurz hält.» Es gebe aber auch andere Rituale, die einen selbst die Angst überwinden lassen.
Beim Firmenanlass sind somit wohl einige zu langsam über die Kohle gelaufen. Einige hatten danach Brandblasen, jene mit schwereren Brandwunden wurden gemäss den neusten Meldungen aber bereits wieder aus dem Spital entlassen.
Sind die Füsse dann mal verbrannt, gehören sie so schnell wie möglich unters kalte Wasser. Die Kühlung hat dann eine schnelle schmerzlindernde Wirkung und hilft, die Gewebeschädigung zu reduzieren. Sind die Füsse aber schwerer verbrannt, ist die Ärztin gefragt. Erst wird gekühlt, je nach Tiefe der Verbrennung ist diese sehr schmerzhaft, weshalb dann Schmerzmittel gefragt sind. Danach wird die Wunde versorgt, gesäubert, bereits abgestorbenes Gewebe wird abgetragen.
«Ist die Verbrennung grossflächiger und tiefer, müssen wir den plastischen Chirurgen hinzuziehen», sagt Schmidt. Das Gewebe kann je nach Tiefe der Verbrennung wieder nachwachsen, der Körper regelt viel selbst. Es gibt vier verschiedene Grade der Verbrennung. Bis zum zweiten Grad heilt sich der Körper selber, jedoch gibt es teils eine Narbe. Ab Grad 3 braucht es eine plastische Deckung, eine künstliche Hautverpflanzung, um die Brandwunde wieder zu schliessen. Ob das bei den freiwilligen Feuerläufern von Goldbach der Fall ist, ist nicht bekannt.
Der Artikel war doch sachlich und informativ. Er hat sich eben auf die medizinischen und physikalischen Aspekte der Angelegenheit beschränkt. Das tolle Gefühl nach vollbrachter, vermeintlich gefährlicher Tat wurde nicht beschrieben. Ich kann es allerdings schon vorstellen. Allerdings denke ich, dass das eine Menge mit dem „Vodoo“ oder wie immer man es nennen will zu tun hat, der dabei üblicherweise veranstaltet wird. Wenn man schlichtweg aufgrund der Kenntnis physikalischer Tatsachen überzeugt ist, dass man sich bei korrekter Vorbereitung der Kohle und der richtigen Art der Fortbewegung nicht verbrennt, ist wahrscheinlich auch das anschliessende Hochgefühl nicht allzu grossartig. Warum sollte man es also machen? Für den Kick, vielleicht einmal doch bei einem unseriösen Anbieter zu landen?
Heute hat fast jede Führungskraft irgendwann auch einmal das Gefühl,ich sollte auch einmal einen Teambildungsevent durchführen. Da werden Iglus gebaut, bis die Zehen abfrieren, über Felswände abgeseilt bis die Knie zittern, Flosse gebaut bis die Leute fast ertrinken und natürlich über glühende Kohlen gelaufen. Die Teilnehmer kommen in einen Zwang und müssen den Mist mitmachen. Der Chef schaut ja zu und was denken die anderen Kollegen und Kolleginnen. Dabei müsste sich die Führungskraft an der Nase nehmen und sich überlegen, weshalb braucht es dies überhaupt? Was mache ich tagtäglich dafür, dass mein Team auch ohne solchen Mist, ein echtes Team ist?