V ielen Menschen erscheint es abwegig, im Sommer eine Sauna aufzusuchen. Besonders dann, wenn draußen schwül-heiße Luft ohnehin den Schweiß aus allen Poren treibt und die Kleidung am Körper klebt, fragt man sich, warum man auch noch in Saunaräumen bei 90 Grad Celsius freiwillig schwitzen sollte.
Doch das Geheimnis liegt im Wechsel mit prickelnden Varianten der Abkühlung begründet. "Zusammen mit der trockenen Wärme im Saunaraum bewirkt der Frische-Kick körperliche Erholung und psychische Entspannung", erklärt Hans-Jürgen Gensow vom Deutschen Sauna-Bund. Nach seinen Erfahrungen wird dieses gesunde Erfrischungsvergnügen für zwischendurch im Sommer immer beliebter.
Der Körper könne sich besser an "tropische Wetterlagen" anpassen, wenn er regelmäßiges Training der Blutgefäße betreibe, sagt Gensow. Ohnehin sei die feuchtwarme Luft, die in Hitzeperioden in mitteleuropäischen Breiten vorherrsche, nicht mit dem besonderen Klima eines Saunaraumes vergleichbar.
Dort herrsche eine angenehme trockene Wärme. Das Hygrometer zeige lediglich fünf bis 15 Prozent relative Feuchtigkeit an. In diesem Klima könne der Saunaschweiß auf der unbekleideten Haut frei verdunsten und sie wirksam kühlen. Dieses körpereigene Kühlungssystem funktioniere umso effektiver, je besser es in Übung sei.
Dagegen werde das Schwitzen an heißen Sommertagen mit hoher Luftfeuchtigkeit auch mit leichter Bekleidung eher als unangenehm empfunden, weil eine dünne, mit Wasserdampf gesättigte Luftschicht über der Haut zu einem lästigen "Wärmestau" führen könne.
Entscheidend für den Erfolg des Saunabadens sei aber vor allem das Wechselspiel von Wärme und Kälte. "Nach dem Aufenthalt in der Saunawärme und einem vorherigen Gang an die frische Luft sehnt der Badegast die Abkühlung mit dem etwa zehn bis 15 Grad Celsius kühlen Wasser geradezu herbei", betont Gensow.
Der Schlauchguss nach Kneipp, die kräftige Schwallbrause, ein anregend kühles Schwimm- und Tauchbecken oder das Abreiben mit Crush-Eis stünden bei den Gästen der Sommer-Sauna hoch im Kurs und würden als ausgesprochen angenehm empfunden.
"Medizinwissenschaftliche Arbeiten bestätigen eine günstige Umstimmung im vegetativen Nervensystem durch kräftige Kaltreize, die zu umfassender Erfrischung führen. Die gesundheitlich wertvollen Impulse der Kaltwasseranwendungen beim Saunabaden werden oft unterschätzt", unterstreicht der Saunaexperte.
Einen erfreulichen Nebeneffekt des sommerlichen Saunabadens sieht Gensow auch in dem Umstand, dass in dieser Jahreszeit die Anlagen oftmals weniger besucht sind als im Winter. Der einzelne Gast habe wesentlich mehr Freiräume.
Spezielle Sommer-Events mit jahreszeitlich und thematisch angepassten Aufgussdüften werteten das Wechselbad Sauna in der warmen Jahreszeit zusätzlich auf zu einem gesunden Erfrischungsvergnügen "Immer mehr Gäste wissen das zu schätzen und schwören deshalb auf die regelmäßige Sommer-Sauna."
Regelmäßige Saunabesuche wirken sich positiv auf das Immunsystem aus. Das ist erwiesen. Das gesunde Schwitzen soll aber auch das Alzheimer-Risiko senken, so eine Studie aus Finnland - woher auch sonst.
Die gesundheitlichen Vorteile durch regelmäßiges Saunabaden sind seit langem umfassend wissenschaftlich erforscht. Es gilt als unbestritten, dass neben der psychischen Entspannung die Abwehrkräfte gestärkt werden.
Die Zahl der weißen Blutkörperchen, die für die Immunabwehr zuständig sind, steigt an. Im Mundraum wird vermehrt Immunglobulin A freigesetzt, das eine erste Barriere gegen eingedrungene Krankheitserreger darstellt.
Darüber hinaus gehört es zum Basiswissen, dass sich in der trockenen Hitze des Saunaraumes die Blutgefäße erweitern, was sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt.
Nach einer Besucherbefragung des Deutschen Sauna-Bundes in öffentlichen Saunabädern gingen knapp 70 Prozent von 23.000 Befragten das ganze Jahr über in die Sauna, und 76 Prozent möchten auch im Urlaub nicht auf das Saunabaden verzichten.
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