Gladenbach dreht Heizung im Bad runter

2022-08-12 22:13:27 By : Ms. Susie Chen

Wegen steigender Energiekosten sieht sich die Stadt Gladenbach zum Handeln gezwungen. Jetzt steht auch die Schließung der Bürgerhäuser zur Debatte.

Schwimmbäder sind wahre Energiefresser. Selbst in einem normalen Betriebsjahr verschlingt das „Nautilust“ rund 229 000 Euro für Strom und 145 000 Euro für die Wärme.

Aufgrund der stark steigenden Energiekosten und der drohenden Gasknappheit setzt die Stadt nun stufenweise ein Sparkonzept um. Im ersten Schritt wurde die Wassertemperatur in den Becken und Duschen gesenkt.

Das hat Bürgermeister Peter Kremer (parteilos) nun in einem Antwortschreiben an CDU, Grüne und Freie Wähler mitgeteilt. Die Fraktionen hatten zur Sitzung der Stadtverordneten einen Fragenkatalog zu der Frage eingereicht, wie der Magistrat die steigenden Energiekosten abfedern will. Kremer verweist auf den vor wenigen Tagen von den EU-Staaten verabschiedeten Notfallplan. Damit soll bis Ende März der Gaskonsum um 15 Prozent gedrosselt werden.

Die städtischen Liegenschaften werden unterschiedlich beheizt.

Über ein Nahwärmenetz werden in Gladenbach das Freizeitbad „Nautilust“, das Haus des Gastes und das Rathaus gespeist. „Aktuell wird keine oder nur sehr geringe Heizenergie erzeugt beziehungsweise Nahwärme aus dem Netz gebucht“, erklärt Bürgermeister Peter Kremer. Dies ändere sich aber mit Beginn der Heizperiode.

Heizöl: in den Dorfgemeinschaftshäusern Bellnhausen, Diedenshausen, Römershausen und Runzhausen, im städtischen Wohn- und Geschäftshaus in der Ringstraße in Gladenbach sowie in der Alten Schule und im Feuerwehrhaus in Frohnhausen.

Erdgas: in den Dorfgemeinschaftshäusern in Erdhausen, Mornshausen und Weidenhausen, in den Feuerwachen in Gladenbach, Weidenhausen und Erdhausen, im Bauhof, im Jugendcafé O-Läg, in den städtischen Gebäuden in der Raue Gass in Mornshausen, in der Kreuzstraße in Gladenbach und in der Herborner Straße in Erdhausen.

Flüssiggas: in den Dorfgemeinschaftshäusern in Rachelshausen, Rüchenbach, Sinkershausen und Weitershausen, in den Friedhofshallen in Mornshausen und Weidenhausen, in der Feuerwache in Römershausen.

Das Sparprogramm für das „Nautilust“ orientiert sich an einem von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) erstellten Leitfaden. Eine Empfehlung lautet, die Wassertemperatur in den Becken um zwei Grad zu senken. Im Gladenbacher Schwimmerbecken ist das Wasser nun „nur“ noch 28,5 Grad (bisher: 29,5 Grad) warm, im Nichtschwimmerbecken wurde die Temperatur auf 30 Grad (bisher: 31 Grad) heruntergefahren. Das Nass im Vier-Jahreszeiten-Becken im Außenbereich wird derzeit nur auf 26 Grad (bisher: 29,5 Grad) aufgeheizt. Die Lufttemperatur in der Schwimmhalle beträgt nun 29 Grad (bisher: 31 Grad).

Zudem ist eine Saunakabine abgeschaltet, pro Ofen werden etwa 30 Kilowattstunden Strom verbraucht. Im Jahr 2021 kostete eine Kilowattstunde (kWh) Strom in Deutschland durchschnittlich 32,16 Cent – inzwischen rund fünf Cent mehr. Die Temperatur des Warmwassers für die Dusche liegt nun bei 60 statt 65 Grad. Außerdem werden Saunakabinen, Rutsche, Strudel und Nackendusche nur bei Bedarf eingeschaltet.

Laut Kremer könnten die Öffnungszeiten des Freizeitbades reduziert und die pausenlos laufende Heizung für den Wasserkreislauf des Vier-Jahreszeiten-Beckens abgeschaltet werden.

Der Fokus richtet sich zudem auf andere städtische Liegenschaften. Für die Dorfgemeinschaftshäuser kommt laut Kremer neben einer reduzierten Temperatur für den Heizkreislauf auch eine komplette Schließung infrage. Dann müssten die Gebäude lediglich frostfrei gehalten werden. In den Räumen der Stadtverwaltung wird die Temperatur auf 19 Grad heruntergefahren, um den Energiebedarf zu senken.

Kurzfristig sei wohl nicht mit einer Verbesserung der Lage zu rechnen, sagt der Bürgermeister. „Vieles wird sicherlich spontan entschieden werden müssen. Der Magistrat wird sich diesbezüglich zu gegebener Zeit intensiv beraten“, kündigt Kremer an.