Ältere Herren vor Gericht: „Sie sind beim Sex in der Duftsauna gesehen worden!“ - WELT

2022-06-10 21:44:10 By : Ms. Doria Deng

Nach Gruppensex in einer Sauna eines Schwimmbades im Hamburger Stadtteil Hohenfelde müssen sich vier Herren nun vor Gericht verantworten. Der Vorfall ereignete sich bereits im Februar 2016.

A m 22. Februar 2016 wollte sich ein Badegast um 12.30 Uhr in der 70 Grad warmen Duftsauna der Alsterschwimmhalle entspannen. Doch dann sah er vier ältere Männer, die in der Sauna Sex miteinander hatten. Total geschockt verließ der Besucher den Saunaraum und alarmierte einen Bademeister. Der wiederum rief sofort die Polizei.

Vor dem Amtsgericht St. Georg sollten sich die vier hitzigen Herren am Donnerstag wegen „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ verantworten. Doch drei der Männer bekamen kalte Füße. Die Angeklagten Fred G. (75), Norbert L. (63) und Victor H. (59) erschienen nicht vor Gericht. In Abwesenheit erhielten sie nach Absprache zwischen der Staatsanwältin und dem Richter Verwarnungen mit Strafvorbehalt.

Sollten die drei Angeklagten in den kommenden zwei Jahren erneut eine Straftat begehen, wird auch die Strafe für das Sauna-Ärgernis fällig. Sie müssen dann Geldstrafen zwischen 2000 und 2400 Euro bezahlen. Damit sie ihr Unrecht auch spüren, wurde jedem von ihnen zusätzlich eine Geldbuße von 300 Euro auferlegt. Das Geld fließt in eine soziale Einrichtung.

Als einziger Angeklagter war Ingo R. (75) vor Gericht erschienen. Er soll an den Sexaktivitäten in der Sauna der „Hamburger Schwimmoper“ beteiligt gewesen sein. Ingo R. bestreitet das. „Ich hatte an diesem Mittag auf der Dachterrasse eine Zigarette geraucht“, berichtet der Angeklagte. „Als ich in den Saunabereich zurückkehrte, bemerkte ich einen Menschenauflauf vor dem Tresen. Darunter waren zwei Polizisten. Ich stellte mich dazu, um zu erfahren, was los war. Ich dachte, es sei in der Sauna wieder zu Diebstählen gekommen. Mir selbst wurde dort auch schon einmal ein Saunatuch gestohlen.“

Aber es ging nicht um gestohlene Saunatücher. Einer der Polizisten beschuldigte Ingo R.: „Sie sind bei dem Sex in der Duftsauna gesehen worden!“ Die Personalien von Ingo R. wurden aufgenommen und dann erhielt er wie die anderen drei beschuldigten Herren ein Hausverbot für die Alsterschwimmhalle. Ingo R. ist darüber verärgert. Er beteuert: „Ich kann gar nicht dabei gewesen. Ich war seit zehn Jahren nicht mehr in der Eukalyptussauna. Die bekommt mir nicht. Dort bekomme ich Reizhusten.“

Ziemlich angewidert muss Zeuge Yunis A. (54) nun doch noch einmal berichten, was ihn so geschockt hat, als er die Duftsauna betrat. „Das ist schwer, das zu erzählen“, erklärt er. „Am Anfang waren es drei Männer bei. Ein vierter kam dazu. Ein asiatisch aussehender Mann führte bei einem der Saunagäste den Oralverkehr durch. Die anderen befriedigten sich selbst. Ich hoffe, es war das letzte Mal, dass ich darüber erzählen musste.“

Wiedererkennen kann Yunis A. den beschuldigten Ingo R. nicht. „Die sahen damals alle so anders aus“, sagt er. Deswegen konnte der Prozess am Donnerstag nicht beendet werden. Beim Fortsetzungstermin am 6. März sollen der Polizeibeamte, der Ingo R. beschuldigt hat, sowie ein Bademeister als Zeugen gehört werden.

Die WELT als ePaper: Die vollständige Ausgabe steht Ihnen bereits am Vorabend zur Verfügung – so sind Sie immer hochaktuell informiert. Weitere Informationen: http://epaper.welt.de

Der Kurz-Link dieses Artikels lautet: https://www.welt.de/162338271