Sauna: Schwitzen als Geschäftsmodell

2022-06-10 21:41:02 By : Mr. Nero Peng

Julia Zube und Wolf Von Dewitz

Etwa jeder zweite Deutsche geht regelmäßig in die Sauna. In Wardenburg werden individuelle Schwitzkästen nach Wunsch gefertigt.

Wardenburg /Bielefeld Draußen Temperaturen im Minusbereich, drinnen 90 Grad. Für viele Saunagänger die beste Möglichkeit, abzuschalten und den Alltagsstress zu vergessen. Etwa jeder zweite Erwachsene hierzulande geht bisweilen in die Sauna.

„Deutschland ist nicht nur Fußball-Weltmeister, wir sind auch Sauna-Weltmeister“, sagt Hans-Jürgen Gensow, Sprecher vom Deutschen Sauna-Bund in Bielefeld – einer Interessengemeinschaft von Herstellern, Händlern und Endkunden-Anbietern.

Wer denkt, Sauna sei gleich Sauna – eben ein Holzraum zum Schwitzen – der erntet Kopfschütteln in der Branche. „Früher gab es nur einen typischen Saunaraum, heute gibt es ganz viele verschiedene Varianten“, sagt Gensow. Die Hersteller wollten einer veränderten Nachfrage begegnen. „Die Saunagäste sind anspruchsvoller geworden und wollen mehr geboten bekommen“, weiß der Branchenexperte.

Seit mehr als 30 Jahren wird auch in Wardenburg auf die Kundenwünsche der Saunagänger eingegangen. Jan Volkmann und seine sechs Mitarbeiter der Firma „ERK Sauna“ bauen individuelle, auf Maß gefertigte Saunen, Poolhäuser, aber auch Dampfbäder und Infrarotwärmekabinen.

„Wir beliefern Kunden in Oldenburg, im süddeutschen Raum aber auch große Ferienclubs in Griechenland“, sagt Volkmann. Er übernahm vor zwei Jahren die Geschäftsleitung von seinem Vater. Der gelernte Elektroinstallateur weiß, dass bei der Fertigung von Saunen viele Gewerke zusammenkommen. „Wir machen alles selbst – vom Entwurf bis zum Holzeinkauf, von der Fertigung bis zum Einbau“, sagt Volkmann.

Die Wünsche des Kunden haben für den Wardenburger oberste Priorität. „Erst kürzlich habe ich ein zweistündiges Kundengespräch geführt“, sagt Volkmann. Denn bei der Auswahl der richtigen Sauna müsse vieles berücksichtigt werden. „Wir orientieren uns nicht nur an den Maßen und Vorgaben des Raumes, sondern vor allem an den Vorstellungen und individuellen Vorlieben der Saunafans“, sagt Volkmann.

In Deutschland gibt es etwa ein Dutzend Saunabauer mit je über 20 Mitarbeitern. Hinzu kommen noch zahlreiche kleinere Betriebe – viele Tischlereien und Schreinerwerkstätten bieten im Nebengeschäft die Schwitzkästen an. 1,7 Millionen Saunen soll es in Deutschland geben.

Ayous-Holz eigne sich besonders gut für den Bau von Saunen, weiß Jan Volkmann. „Wichtig ist, dass das Holz offenporig ist, damit es sich nicht zu sehr erhitzt. Eiche beispielsweise wäre vollkommen ungeeignet“, weiß der Saunabauer.

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Über einen Mangel an Aufträgen könne man sich in Wardenburg nicht beklagen. „Wir arbeiten ausschließlich auf Empfehlung hin und geben wenig Geld für Werbung aus“, betont der Unternehmer. Zahlreiche Hotels und Ferienanlagen im Norden aber auch in Süddeutschland, der Schweiz oder Italien haben inzwischen ihre Wellnessbereiche in Wardenburg herstellen lassen.

Mit den gestiegenen Ansprüchen wächst auch die Bereitschaft, mehr Geld für eine Sauna auszugeben. Kostete eine Sauna 2013 nach Branchenangaben im Schnitt rund 5800 Euro, lag der Schnitt 2016 bereits bei 6500 Euro. Privatkunden seien mittlerweile aber durchaus auch bereit, 8000 bis 12 000 Euro für das regelmäßige Schwitzvergnügen in den eigenen vier Wänden auszugeben. „Es ist normalerweise eine einmalige Anschaffung, die ein Leben lang hält“, weiß Volkmann.

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