Stadtwerke in Not: Versorger stöhnen über steigende Gaspreise - FOCUS online

2022-08-19 21:29:02 By : Ms. Alice Xu

Stadtwerke müssen Erdgas immer teurer am Markt einkaufen, können die Preise aber nicht an ihre Kunden weitergeben. Der Spagat überfordert viele Betriebe. Helfen soll jetzt der Staat. Doch der will nicht immer.

In München wird ab August nur noch draußen geschwitzt. Die Stadtwerke der bayrischen Landeshauptstadt kündigten zuletzt an, ab dieser Woche die zehn von ihnen betriebenen Saunen im Stadtgebiet zu schließen. In Schwimm- und Freibädern werden zudem die Wassertemperaturen leicht gesenkt. Es gilt, zu sparen. Weniger Gasverbrauch bedeutet weniger Ausgaben für die Stadtwerke.

350 Kilometer südwestlich, in Bad Säckingen an der Schweizer Grenze, sind sie über den Punkt schon hinaus, an dem Sparen helfen würde. In der Kleinstadt am Hochrhein beschloss der Stadtrat vergangene Woche ein 11 Millionen Euro schweres Hilfspaket für die dortigen Stadtwerke. Weitere 4 Millionen schießt ein privater Anteilseigner hinzu. Die Bad Säckinger Stadtwerke sind in enormer Schieflage, seit die Gaspreise angezogen sind.

So schlimm wie dort ist es bisher nirgendwo in Deutschland, aber bei den meisten kommunalen Versorgern unterschätzt keiner den Ernst der Lage. Stadtwerke sind in einer besonderen Lage: Sie müssen die Grundversorgung der Bevölkerung sicherstellen, was auch bedeutet, dass sie Preise anbieten müssen, die eben diese Bevölkerung auch bezahlen kann, unabhängig vom Haushaltseinkommen.

Deswegen können Stadtwerke nicht beliebig ihre Tarife erhöhen, schon gar nicht so weit, wie sie es müssten, um die aktuellen Gaspreise auszugleichen. Die Megawattstunde am niederländischen Handelspunkt TTF, der auch für Deutschland ausschlaggebend ist, kostet heute mit 198 Euro stolze 370 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Die Drosselung der Lieferungen durch Nordstream 1 haben den Preis zuletzt erneut stark ansteigen lassen.

Wie stark Stadtwerke davon betroffen sind, hängt von vielen Faktoren ab. Wer langfristige Lieferverträge mit Gasproduzenten geschlossen hat, zahlt jetzt selbst noch niedrigere Preise als an der TTF. Je mehr Gas Stadtwerke aber spekulativ dort einkaufen, desto bedrohlicher ist die Lage für sie. Im Negativ-Beispiel Bad Säckingen lag der Anteil des kurzfristig hinzugekauften Erdgases bei 30 Prozent.

In anderen Fällen spielt es auch eine Rolle, woher Stadtwerke ihr Gas beziehen. Wer Lieferverträge etwa mit Uniper   geschlossen hat, ist stärker von russischem Gas abhängig, das derzeit kaum fließt und muss viel am Großhandelsmarkt nachkaufen. Wer sein Gas sowieso aus Norwegen oder den Niederlanden bezieht, kann die Situation entspannter sehen. Bei den meisten Stadtwerke herrscht eine Mischung der Herkunftsländer, so dass schwer vorherzusagen ist, welche Kommunen stärker betroffen sind als andere.

Alle eint aber, dass sie sich auf Ernstfälle vorbereiten. Sollte im Herbst die dritte Stufe des Notfallplans Gas von der Bundesregierung ausgerufen werden, müssten die Stadtwerke anfangen, bestimmten Kunden das Gas abzustellen. Zuerst trifft dies das Heizungsgas für industrielle Kunden, dann das Produktionsgas. Privathaushalte gelten bis zuletzt als geschützte Verbraucher. Bis hier der Hahn abgedreht wird, müssten die Gaslieferungen aus dem Ausland schon komplett ausfallen.

Die Stadtwerke bereiten eigene Notfallpläne vor, um festzulegen, wem, wann unter welchen Umständen das Gas abgedreht wird und wie sich auch der notwendige Druck in den Gasleitungen aufrechterhalten lässt. Klar ist, für viele wird der Winter finanziell schwer. Selbst, wer jetzt noch günstiges Gas über langfristige Verträge bezieht, muss seine Gasspeicher auffüllen, was meist nur mit teurem Gas aus dem Großhandel geht.

Entsprechend werden die Rufe nach Staatshilfen laut, besonders, nachdem die Bundesregierung zuletzt bei Uniper einstieg, um den Konzern vor der Insolvenz zu bewahren. Der Deutsche Städtetag möchte, dass Stadtwerke einen Schutzschirm bekommen. Zu den Finanzhilfen sollten Bürgschaften, Kredite und ein Insolvenzmoratorium gehören. Letzteres möchte Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne) auch für Verbraucher, die die hohen Gasrechnungen nicht mehr bezahlen können. Niemand solle das Gas abgedreht werden, weil er oder sie es nicht bezahlen könne.

Die Bundesregierung sperrt sich noch gegen einen solchen Schutzschirm für Stadtwerke. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht die Verantwortung dafür bei den Bundesländern und Kommunen. In NRW soll es tatsächlich einen solchen Schutzschirm bald geben. Baden-Württemberg und Sachsen wollen zwar auch ein solches Instrument in ihrem Land, dafür aber nicht bezahlen. Sie fordern Geld vom Bund.

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ist doch sowieso alles staatlich. Wir bekommen doch einen liberalen freien Gasmarkt nur vorgespielt von der EU. Egal ob Gasbörse , Gaslieferant oder Netzbetreiber alles in staatlicher Hand vrschiedener Länder wenn man hinter die Kulissen schaut. Ergo dessen wäre eine Erhöhung der Gaspreise nicht nötig, denn die Förderung hat sich mit oder ohne Russland nicht verteuert.

Sofortige und komplette Offenlegung der Umsätze und Gewinne, Beteiligungen, Gehälter und Bonuszahlungen. Unnötige Personen in Ruhestand versetzen oder entlassen, Materialboni wie Dienstwagen und sonstige Vergünstigungen (essenszuschuss Kantine) kürzen/streichen. Danach kann man anfangen Überlegungen anzustellen ob und wie hoch die Unterstützung ausfällt. Ok, war ein Traum von mir….

AHA ! So nicht ! Die Stadtwerke sollte jetzt erstmal mit einer richtigen grünen "ÜBERGEWINNSTEUER" belegt werden ! Dann findet dieses völlig unsinnige Drama ein sehr viel schnelleres Ende. An deren Stelle würde ich die Bude zumachen und dem Staat überlassen, denn die wissen ja was zu tun ist !

sorgt doch vor. Jeder der keine Steuern zahlt bekommt die Wärme gratis und wenn er noch spart Geld dazu. Die Blöden die jeden Tag arbeiten gehen können das doch alles selber zahlen und für die Anderen dazu. Zuerst müssen die Stadtwerke gerettet werden es kann doch kein Beamter sparen oder Verantwortung tragen, wo kommen wir da hin, unmöglich.

Wo ist den mein Schutzschirm, wenn ich im Herbst mein Öl nicht bezahlen kann ? Wer springt ein ? Ich sende die Rechnung an unseren Landrat mit der Bitte um Schutzschirm ! Dieses Land wird immer bekloppter.

der Gaseinkauf kostet 30% mehr als letztes Jahr und wieso kostet mich das Gas 100% mehr? Wer gibt ehrlich zu das er sich zusätzliche 70% ins eigene Portemonnaie steckt. Und viele glauben immer noch es läge an Russlands Gas Lieferung.

Dienstag, 02.08.2022 | 15:05 | Bernd Ferger  | 2 Antworten

Wie brauchen Neuwahlen.Wieviel Beweise brauchen denn die Bürger noch um zu Sehen was diese Regierung Ahnungs und Verantwortungslos agiert.Diese Regierung ist der Sargnagel für Deutschland.Leider macht die FDP in diesem Trio auch noch kräftig mit.Aber am Wahltag ist Zahltag.

Kalle, die ganze "FCK PTN" geht mir auf den Senkel, ebenso die Solidarität mit der Ukraine. Damit bekomme ich nicht die Bude warm und die Dusche warm.

eine Mogelpackung um schöne Posten zu generieren und die Stadt schmückt sich damit.. Sie kaufen ja die Energie bei einem Energieanbieter, warum soll es dann billiger sein. So gründet jede Stadt verschiedene Unternehmen, mit dem Grund der Versorgung von Leuten mit gutem Gehalt. Mit Tarif vom öffentlichen Dienst wäre das nicht möglich. Aber die Normalos vom öffentlichen Dienst könnten das genau so machen

Was würde in Deutschland getönt, von Habeck bis zum Kommentator. Wir schaffen das, wir frieren für die Ukraine, wir brauchen russisches Gas nicht.

herhalten ? Jeden Tag werden in Deutschland Mia. verschleudert für die der Steuerzahler aufkommen soll. Egal ob es Waffen oder Geld für die Ukraine oder eine Sonderumlage für Notleidende Gasversorger ist, wir sollen für alles bezahlen. Vielleicht sollte man die Bevölkerung mal fragen was sie davon hält für jeden Müll den sich Politiker ausdenken aufzukommen. Und ja, es werden Energieversorger Pleite gehen, aber mal ehrlich, hat irgendein Versorger seine Preise schon mal gesenkt wenn er Riesengewinne gemacht hat? Ich kenne keinen, warum sollen wir also für die Verluste haften? Auch ich bin Selbstständig und habe fast täglich mit Preiserhöhungen zu kämpfen, übernimmt der Steuerzahler vielleicht auch meine Verluste? Ich muss die aus meinen Rücklagen bezahlen, das sollten auch die Stadtwerke

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