Die Ostschweiz ist ein Saunaparadies: Vom Bodensee bis zum Alpstein kann man so schön schwitzen wie in Finnland. Rund ein Dutzend luxuriöse Wellnesstempel laden zum Entspannen ein. Wir stellen sechs Saunas der Region vor.
Dies ist ein Artikel der «Ostschweiz am Sonntag». Die ganze Ausgabe lesen Sie hier:<strong><em>www.tagblatt.ch/epaper</em></strong> Nicht nur im hohen Norden, auch in der Ostschweiz versteht man etwas von Saunakultur. Ob das neu gebaute Heilbad St.Margrethen, Bad Ragaz oder Säntispark, die Saunalandschaften in der Region befriedigen höchste Ansprüche. Fast scheint es, als seien die Wellnesstempel ein Kirchenersatz. Denn es sind Orte der Kontemplation, an denen man tief durchatmen und zu sich selber kommen kann. In den meisten Anlagen verwöhnt ein Saunameister die Gäste mit einem Aufguss. Mit dem Einsatz von Düften, zischendem Wasser auf heissen Steinen, Wedeltechniken und Showelementen zelebriert der Profi die "Hitzefolter". Er schwenkt das Tuch und lässt die Muskeln spielen. Die meisten Gäste atmen schwer. Aber sie halten durch, bis der Saunameister die lustvolle Tortur für beendet erklärt. Am schönsten ist es, wenn man danach in einen See springen kann – wie in der Bora-Sauna in Radolfzell. Danach fühlt man sich glücklich, erfrischt und geläutert. Mit geröteten Wangen kuschelt man sich in den Bademantel. Kalte Güsse sorgen dafür, dass sich zusammenzieht, was sich in der Hitze geweitet hat. Während der Organismus auf Hochtouren arbeitet, kriegt auch die Psyche ihren Kick: Im Gehirn werden Glückshormone ausgeschüttet – und wir fühlen uns pudelwohl. Wichtig ist, dass man sich ausreichend Zeit nimmt. Dann wird die Sauna zum Ort der Reinigung von Körper und Geist.
Das heisskalte Ritual beugt Erkältungen vor. Und es soll lebensverlängernd wirken, wie Wissenschafter der Universität Ostfinnland in Kuopio herausgefunden haben. Sie ermittelten, dass häufige Saunabesuche Männer vor dem plötzlichen Herztod und anderen Herzrisiken schützen. Der Schweizer Kardiologe Gian Flury schlägt daher eine Prämienverbilligung für regelmässige Saunagänger vor: "Sauna zählt zu den am meisten unterschätzten Massnahmen, die der Prävention vieler Erkrankungen dienen können." Doch die Schwitzkur aus dem Norden ist nicht jedermanns Sache, die Nacktheit lässt manche zögern. Dabei ist man lediglich kurz vor und in der Saunakabine unverhüllt. Und nackt sind alle gleich, Status spielt keine Rolle mehr. In Finnland ist es sogar üblich, mit dem Chef und den Arbeitskollegen in die Sauna zu gehen.
Die Ostschweiz bietet eine so hohe Saunadichte, dass es den Rahmen sprengen würde, hier alle vorzustellen. In Bardiel im Pizol steht beispielsweise eine Saunagondel. Als Geheimtipp gilt das Hotel Heiden, wo sich Paare eine gediegene Sauna-Auszeit mit Bodenseeblick gönnen. Thurgauer entspannen in der Sauna des Wellnesshotels Golf Panorama in Lipperswil, die meisten fahren aber über die Grenze, um in den Thermen in Konstanz, Überlingen und Meersburg zu wellnessen. Für alle, die Hamam mögen, die orientalische Schwester der Sauna, ist das Kurhaus Oberweid in St. Gallen eine gute Adresse. Und auch die Fitness Island in Bronschhofen bietet ein üppiges Angebot. Sechs weitere Saunas der Region haben wir getestet.
Der Saunabereich im Blumenwies im Osten der Stadt St.Gallen ist klein, aber fein. Er bietet alles, was es braucht: Eine finnische Sauna (95°), eine Biolichtsauna, ein türkisches Dampfbad, Fussbäder, ein Tauchbecken an der frischen Luft zum Abkühlen und einen Ruhebereich. Er ist mit einem massiven Holzboden, bequemen Liegestühlen, Hockern mit Heftli und Pflanzen ausgestattet. Oft sind die gleichen Stammgäste da; man kennt sich und grüsst sich freundlich. Auf der grosszügigen Terrasse blickt man über Schrebergärten, die Autobahn und den Kirchturm des Quartiers Neudorf. Hier ist man bestens abgeschirmt vor zudringlichen Blicken. Ein Bademeister verwöhnt die Gäste täglich mit Aroma-Aufgüssen, mit Honig, Salz und ätherischen Ölen. Am Di und Do von 9 bis 15 Uhr ist Frauentag.
Top: Klein, aber fein. Persönliche Atmosphäre, günstiger Eintritt.
Flop: Die Anlage ist in die Jahre gekommen und renovationsbedürftig. Am Wochenende schliesst sie leider schon um 18 Uhr, sonst ist das Bad bis 21.30 Uhr offen.
stadt.sg.ch/home/freizeit-tourismus/sport.../hallenbad-blumenweis.html
Die Sauna im Säntispark, wird gemunkelt, sei eine Flirtoase. Doch auch an Rückzugsmöglichkeiten fehlt es in der weitläufigen Saunalandschaft nicht. Neu gibt es auch einen Ruheraum, in dem ein striktes Redeverbot gilt – was viele zu schätzen wissen. Ausserdem gibt es einen kleinen Bereich mit zwei Saunen nur für Frauen. Im gemischten Innenbereich gibt es vier Saunas. Draussen stehen eine Pfahlbausauna 90°C, eine Erlebnissauna 90°C und eine Ruhesauna 58°C zur Verfügung. Stündlich werden Aufgüsse geboten. Die Saunameisterin bringt poppige Musik mit und macht Saunaaufgüsse zu Themen wie «Waldspaziergang». Dabei gibt sie Eiskugeln auf den Saunaofen, dass es zischt. Abkühlen kann man sich im Natur-Badeteich oder im 16 °C kalten Pool.
Preis: 2 h 23 Fr., 4 h 31 Fr., Tageskarte 39 Fr.
Top: Riesiges Angebot. Im Raum der Stille kann man sich ohne störendes Geschnatter ausruhen. Schöner Natur-Schwimmteich. Extra Raucherbereich. Auch an Wochenenden bis 22 Uhr offen.
Flop: Die enorme Grösse kann ein Nachteil sein, da es oft sehr viele Saunagäste hat. Das kann etwas unpersönlich wirken.
Die Bora ist die grösste Saunalandschaft rings um den Bodensee. Nach dem Schwitzen in den eiskalten See: Das kann man in der kleinen Bucht in Radolfzell, auf der deutschen Seite des Untersees, umgeben von Schilf und quakenden Enten. Die Anlage liegt im Naturschutzgebiet und ist eingebettet in einen Park mit alten Weidenbäumen. Um die vielen Saunas auszuprobieren, sollte man einen Tag einplanen. In der Rauchsauna «peitscht» einen der Saunameister mit einem Büschel aus Birkenzweigen aus, wie in einer russischen Banja. In der Kelosauna, einer achteckigen, aus finnischer Fichte gezimmerten Blockhütte, finden Aufgüsse mit duftenden Essenzen statt. Draussen sprudelt es im Pool neben der Erdsauna mit offenem Feuer. Im japanisches Onsen-Bad liegt man unter freiem Himmel in sehr heissem Wasser auf Lavasteinen, schwitzt in der Bambussauna, atmet durch in der Salzgrotte oder entspannt in den Ruheräumen des oberen Stockwerks auf Hängeschaukeln. Und weil nach dem Baden und Schwitzen irgendwann der Magen knurrt, kann man sich im Restaurant mit einem Süppchen oder einer Portion Spätzle stärken.
Preis: Tageskarte 25 Euro, am Wochenende und an Feiertagen 29 Euro.
Top: Einmalige Lage am Untersee mit Seezugang, grosser gepflegter Park. Grosse Vielfalt an verschiedenen Saunas. Restaurant im Saunabereich, wo das Tragen eines Bademantels Pflicht ist.
Flop: So gross, dass man an einem Tag nicht alles ausprobieren kann.
Seit über 300 Jahren nutzen die Appenzeller die Quelle in Unterrechstein. Heute sprudelt das mineralhaltige, nach Schwefel riechende Wasser ins Tauchbecken, in dem man sich nach dem Saunieren abkühlen kann. Das Bad mit kleinem Bistro wirkt gemütlich und familiär. Der elegante Saunabereich mit den rot getünchten Wänden und dem malerischen Ausblick auf Appenzeller Wiesen und Hügel erfreut sich grosser Beliebtheit und zieht Gäste von nah und fern an. Die grosszügige finnische Aussensauna ist das Herzstück. Täglich werden Aufgüsse geboten: Mit verschiedenen Aromen versetztes Wasser verdampft auf den heissen Saunasteinen. Im hellen Ruheraum auf den geflochtenen Rattanliegen liegen Kuscheldecken bereit. So fühlt man sich beim Entspannen wie ein Kurgast in einem Edelsanatorium. Am Donnerstag ab 12 Uhr ist die Sauna ausschliesslich für Frauen offen. 2012 geriet das Bad in die Schlagzeilen, weil eine Gruppe behinderter Kinder abgewiesen worden war. Seit Herbst 2017 nennt sich die modern umgebaute Wellnessanlage, in die kontinuierlich investiert wird, nicht mehr Heilbad Unterrechstein, sondern Appenzeller Heilbad.
Preis: 32 Fr. für 3 h, Tageseintritt: 42 Fr.
Top: Klein und übersichtlich. Schöner Garten und Ausblick auf Appenzeller Landschaft, elegantes Ambiente im Ruheraum. Für Saunagäste steht Tee bereit. Flop: Das Tauchbecken draussen ist sehr klein geraten. Der Eintritt von 42 Fr. ist gemessen an der Grösse an der oberen Grenze.
Die Tamina-Therme wirkt durch ihre futuristische Architektur, ihre grossen ovalen Fenster und hohen Räume luftig und modern. Auch der Saunabereich kann sich sehen lassen. Die Aussensauna, "Sauna nera" genannt, besticht durch spannende Lichteffekte und einen Sprühnebel im Freien, durch den man spazierengehen kann – mit Blick auf die Bergwelt. Am Abend sind Kerzen in grossen Laternen aufgestellt. Mittwochabends ab 19 Uhr geniessen Frauen das Exklusivrecht in der textilfreien Zone. Die Sauna ist ein wunderbares Heilmittel gegen Angst und Erschöpfung, erstarrte Körper und schwere Herzen. Vor allem, wenn das Schwitzritual von professionellen Saunameisterinnen und Saunameistern wie in Bad Ragaz begleitet wird. Sie lassen sich showtechnisch einiges einfallen für ihre Aufgüsse und schwenken akrobatisch das Saunatuch. Leider fehlt ein Kaltwasserbecken zum Abkühlen. Am besten verbindet man den Saunabesuch mit einem Ausflug in die spektakuläre Tamina-Schlucht.
Preis: Tageskarte 32 Fr., am Wochenende 39 Fr.
Top: Erlebnisreiche thematische Aufgüsse mit Musik und Lichteffekten sowie verwöhnende Pflegerituale mit Masken und Peelings.
Flop: Zum Abkühlen hat’s leider nur eine Dusche und ein Becken mit Eiswürfeln. Dabei bevorzugen die meisten Saunafans ein Tauchbecken an der frischen Luft. Das kleine Restaurant im Badebereich ist überteuert.
Vor einem Jahr wurde das Mineralheilbad in St.Margrethen wiedereröffnet – und ist kaum wiederzuerkennen. Ein grauer Kubus thront nun neben dem Kreisel. Der Saunabereich ist schön geworden: Das dunkle Holz in den Saunen und die Holzverkleidung mit dem Wellenmuster an den Wänden ist ansprechend. Das freundliche Personal schenkt neben dem Cheminée Zitronenwasser und Tee aus. Der Saunameister zelebriert die stündlich stattfindenden Aufgüsse mit fast theatralischer Eleganz und Ernsthaftigkeit. Eine Lounge, Fussbäder, Erlebnisduschen mit Tropenduft und Specials wie ein Honig-Peeling im Dampfbad erfreuen alle, die es lieben, sich stundenlang zu pflegen, an der Wärme zu faulenzen und Alltagssorgen zu vergessen. Auf breiten Fensterbänken, in Schaukeln, Sofas und im einladenen Ruheraum kann man ein Nickerchen halten. Oder auf der weitläufigen Dachterrasse aus Beton den Ausblick auf die Vorarlberger Alpen geniessen.
Preis: Tageskarte 43 Fr., am Wochenende 49 Fr.
Top: Tolle Aufgüsse von geschultem Saunapersonal, viele Nischen und attraktive Liegemöglichkeiten, nicht überfüllt, modernes Ambiente. Das tiefblaue Tauchbecken ist wirklich wenige Grad kalt. So eisig muss es sein!
Flop: Wenn man unbedingt ein Haar in der Suppe finden will: Die Kerzen, die abends aufleuchten, sind elektrisch, Dekos aus Stoffblumen.