„Sea Cloud Spirit“: Segel-Nostalgie trifft auf Luxus-Kreuzfahrt

2022-03-18 03:42:11 By : Ms. Susan xu

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Bei guten Windbedingungen schafft die „Sea Cloud Spirit“ mit ihren 28 Segeln eine Geschwindigkeit von bis zu zwölf Knoten.

Foto: Tom Kohler / Sea Cloud Cruises

Die „Sea Cloud Spirit“ ist neu gebaut, verströmt aber trotzdem Nostalgie. Mit dem Segelschiff sollen luxuriöse Kreuzfahrten und klimafreundliches Segelreisen vereint werden. Was Reisende an Bord erwartet.

Die „Sea Cloud Spirit“ neigt sich leicht zur Seite. Der Hafen von Las Palmas liegt hinter ihr, vor ihr erstreckt sich der Atlantik. Mehr als 50 Meter über der Wasserlinie hängt Liubov Budnikova in den Seilen und löst die Segel des Großmasts.

Die 22-Jährige lacht, ihre Augen leuchten, die zum Zopf gebundenen Haare wehen ihr ins Gesicht. „Das Gefühl oben ist einmalig, ich fühle eine besondere Verbindung zum Wind – und Freiheit“, sagt die Russin etwa eine Stunde später, als sie wieder auf Deck steht und Seile zusammenlegt. Alle 28 Segel sind gesetzt, der weiße Stoff bläht sich vor blauem Himmel im Wind.

Liubov Budnikova arbeitet an Deck. Die 22-Jährige liebt das Meer.

Die „Spirit“ strahlt, obwohl neu gebaut, Nostalgie aus: Masten und Tauwerk, Planken und glänzende Holzverzierungen, Bullaugen und maritime Bilder in den Kabinen versetzen die Passagiere zurück in ein Zeitalter ohne Handy und Facebook. Mit einer Länge von 138 Metern und Platz für maximal 136 Passagierinnen und Passagiere sowie rund 90 Crewmitglieder ist sie eines der größten Passagiersegelschiffe der Welt.

Wer eine Fahrt auf dem Windjammer bucht, will zwar die Sehnsucht nach Wind und Meer stillen – aber in gediegener Umgebung. Von den 69 Außenkabinen haben 25 einen Balkon. Hinzu kommen ein Wellnessbereich mit Sauna und Fitnessraum sowie eine Bibliothek.

Auch Nachhaltigkeit spiele eine große Rolle, sagt René Kronsteiner, Manager des Hotelbereiches. So werde, wann immer es geht, auf den Märkten lokal eingekauft, um den Passagieren die Region auf den Teller zu bringen. Auf vermeidbare nicht recycelbare Materialien werde, so gut es geht, verzichtet. Für den maschinellen Antrieb der „Spirit“ sorgt ein Elektro-Diesel-Hybridmotor.

In Teamarbeit werden die Segel am Großmast der „Sea Cloud Spirit“ gesichert.

Doch so oft es geht, wird gesegelt – dafür ändert Kapitän Gerald Schöber auch schon mal die Route, wenn das Wetter es erfordert. Der 56-Jährige lehnt an der Brüstung auf der Brücke. „Wir fahren jetzt mit fünf bis sechs Knoten. Eine gute Geschwindigkeit, um runterzukommen“, sagt der gebürtige Flensburger. Er sagt, für ihn sei es immer wieder „ein besonderer Moment, wenn der Wind die Segel bläht, die Geräusche sich verändern und man merkt, dass die Natur das Schiff nach vorn treibt“.

Am besten erfahren lasse sich die echte Magie des Segelns bei einer Atlantiküberquerung. „Da werden die Segel beim Verlassen der Kanaren gesetzt und erst kurz vor Barbados wieder eingepackt“, erzählt Schöber. 14 Tage brauche man für die gut 5000 Kilometer – „Fahrradfahrgeschwindigkeit“, fügt er schmunzelnd hinzu. So lange gebe es keine anderen Einflüsse als die Mitreisenden.

Wenn das Wetter es erfordert, ändert „Sea Cloud Spirit“-Kapitän Gerald Schöber auch schon mal die Route.

„Die Menschen fangen während der Reise an, sich zu verändern. Sie genießen die Langsamkeit, reden viel miteinander.“ Spannende Geschichten haben die Crew und auch viele Gäste auf der „Spirit“ so einige zu erzählen. So wie Heinrich Leisler Kiep, der seit mehreren Wochen an Bord ist und bereits 1979 ein großes Abenteuer mit dem Original, dem ersten Schiff der Sea Cloud Cruises, erlebte: „Ich war auf der ersten Passagierfahrt über den Atlantik dabei – von La Gomera bis nach Saint Lucia, dieselbe Route wie einst Christoph Kolumbus“, erzählt Kiep.

Das Besondere: Er sei nicht als Passagier, sondern als einer von etwa 20 „Kadetten“ an Bord gewesen. „Es galt ‚Hand gegen Koje‘, Unterkunft und Verpflegung gegen Arbeit. Dafür mussten wir anpacken wie die Matrosen. Rost abklopfen, das Holz pinseln, aber auch die Segel setzen.“ Dafür hieß es auch für ihn: hoch in die schwankenden Rahen der Masten klettern. Das müsse heute nicht mehr sein, sagt der 69-jährige Kiep mit Blick in den Großmast. Stattdessen schaut er der Crew nun vom Sonnendeck aus zu.

Heinrich Leisler Kiep war für mehrere Wochen am Stück an Bord der „Spirit“.

Ohne das Segeln aber würde es nicht gehen: „Das ist schon wie eine Sucht“, sagt er und schmunzelt. Zwei- bis dreimal pro Jahr gönne er sich die Erholung von der „furchtbar schnellen Zeit heutzutage“. Noch besser sei das damals bei der Atlantiküberquerung mit der alten „Sea Cloud“ gegangen, ohne Handy und Fernseher. „Aber die Magie ist auch heute noch da.“

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Über die erste „Sea Cloud“ und ihre bewegte Geschichte wird auf der „Spirit“ viel gesprochen. 1931 ließ der New Yorker Börsenmakler Edward Francis Hutton sie als Hochzeitsgeschenk für seine Ehefrau, Milliardärin Marjorie Merriweather Post, bauen – mit goldenen Wasserhähnen in Schwanenform, Marmorkaminen und gravierten Kristallspiegeln.

Bei der exzentrischen Nutzung des zunächst unter dem Namen „Hussar II“ segelnden Schiffes blieb es nicht: Im Zweiten Weltkrieg wurde es als schwimmende Wetterstation eingesetzt. Nach dem Krieg diente die „Sea Cloud“ einige Zeit als Hausboot für den Diktator der Dominikanischen Republik, Rafael Leonidas Trujillo. Schließlich lag sie acht Jahre in der Nähe des Panamakanals. Im Jahr 1978 rettete eine Gruppe Hamburger Kaufleute das Schiff. Nach der kostspieligen Restaurierung in der Kieler Werft begann ihre Zeit als Kreuzfahrtschiff, 64 Gäste finden seither an Bord Platz.

Im Jahr 2001 erhielt sie ihre erste Schwester, die „Sea Cloud II“, die 94 Passagieren Platz bietet. 20 Jahre später segelt nun die Dritte im Bunde über die Meere. Mit der „Spirit“ will die Reederei ein noch breiteres Publikum fürs Segeln begeistern. Doch es hat lange gedauert, den Windjammer auf seine erste Reise zu schicken: 13 Jahre sind seit den ersten Planungen vergangen. Zwischenzeitlich war sogar unklar, ob das Großsegelschiff jemals fertig werden würde. Die Werft, bei der die Reederei Sea Cloud Cruises das Schiff 2008 bestellt hatte, ging pleite.

Mehr als der Rumpf war noch nicht gebaut – und so blieb es auch bis vor drei Jahren. Erst dann erfolgte der Auftrag an eine neue Werft. Als die „Spirit“ dann endlich fertig war, kam Corona.

Mehr als ein Jahr warteten Reederei und Crew auf die Jungfernfahrt. Ein erneuter Stillstand soll unbedingt vermieden werden. Daher dürfen nur geimpfte und zusätzlich getestete Passagierinnen und Passagiere sowie Crewmitglieder an Bord. Hinzu kommen Hygienemaßnahmen wie die Maskenpflicht in Innenbereichen und tägliches Temperaturmessen. Eine Garantie ist das nicht – das erleben die Reisenden auch während der Kanarenkreuzfahrt Mitte November.

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Mitten auf dem Nordatlantik vor La Gomera bei gesetzten Segeln, strahlend blauem Himmel und gutem Wind ist der Corona-Test eines Gastes mit Symptomen positiv. „Dieser Moment gehört sicher nicht zu den schönen Momenten eines Käpt’n“, sagt Gerald Schöber, als er die Kursänderung mitteilt: zurück zum Starthafen Las Palmas. Hier wird der Gast ausgeschifft, er muss in ein Quarantänehotel. Alle anderen Menschen an Bord werden erneut getestet.

Sie sind negativ – die spanischen Behörden geben das Schiff frei. Die Segel dürfen wieder gesetzt werden und La Gomera kann doch angesteuert werden. Voraussetzung: tägliche Corona-Tests. Die Erleichterung steht der Crew ins Gesicht geschrieben. Ein erneuter Stillstand würde für viele eine finanzielle Katastrophe bedeuten.

Liubov Budnikova und ein Kollege der Deckmannschaft plaudern bei der Arbeit.

Außerdem arbeiten viele der Crewmitglieder seit mehr als zehn Jahren auf den Segelschiffen der Reederei. So wie René Kronsteiner und Bootsmann Martin Pacatang, der sagt: „Ich bin auf der ‚Sea Cloud‘ groß geworden.“ Cristina Shepard verantwortet seit 2008 das Housekeeping, Katja Knopp ist als Zahlmeisterin seit 2008 dabei, Bäcker Remo Wagner seit 2007, Barkeeper Anton Campos seit 1999. Er gehört damit zu den Dienstältesten an Bord der „Sea Clouds“. Das verbindende Element zwischen ihnen: Sie sind zu Beginn auf der alten „Sea Cloud“ gefahren – und die Magie des Segelns hat sie seither nicht mehr losgelassen.

Verschiedene Reedereien bieten Kreuzfahrten um die Kanaren an. Windstar und Star Clippers sind außerdem Reedereien, die Segelkreuzfahrten im Programm haben. Die Kanarensaison der „Sea Cloud Spirit“ dauert noch bis zum 20. April. Bis dahin können sieben- bis zehntägige Reisen gebucht werden (ab 4125 Euro pro Person, exklusive Hin- und Rückflug).

Start- und Zielhafen ist jeweils Las Palmas auf Gran Canaria. Angeboten werden fünf Routen, bei denen unterschiedliche Inseln angefahren werden – teilweise auch die portugiesische Insel Madeira. Im Anschluss beginnt die Mittelmeersaison.

Die Reise wurde unterstützt von Sea Cloud Cruises. Über Auswahl und Ausrichtung der Inhalte entscheidet allein die Redaktion.

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